Dominikuszentrum, München

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Im Münchner Norden entsteht an der Nordheide ein neuer Stadtteil für fünftausend Bewohner. Für diese ist an städtebaulich herausragender Stelle ein geistliches Zentrum mit sozialen Einrichtungen errichtet worden. Durch das neue Zentrum, das einen Andachtsraum, ein Pfarrheim, eine dreigruppige Kindertagesstätte, sowie die katholische Jugendstelle München-Nord und das Caritas-Zentrum München-Nord beinhaltet, soll Raum für ein vielfältiges pfarrliches Leben in dem neuen Stadtteil angeboten werden. Aus diesem Anlass wurde vom Erzbischöflichen Ordinariat München, Baureferat ein beschränkter Realisierungswettbewerb ausgelobt. Der Entwurf des Münchner Architekten Professor Andreas Meck erhielt den 1. Preis. Meck Architekten wurden daraufhin mit der Realisierung betraut.

Gesamtkonzept Anlage
Das Dominikuszentrum bildet mit seiner klaren und kraftvollen Formensprache eine kulturelle und geistige Mitte in dem neu entstandenen Stadtteil an der Münchener Nordheide. Es schafft damit ein angemessenes Gegenüber zu dem in direkter Sichtbeziehung stehenden städtischen Platz im Norden des Quartiers. In einer aus Ziegel geschnittenen architektonischen Skulptur gruppieren sich der Andachtsraum und die sozialen und kulturellen Einrichtungen um einen zentralen, kontemplativen Innenhof.
Verschiedene Durchgänge laden zum Betreten oder zum Hindurchgehen ein. Dabei bildet der zum Platz hin orientierte Hauptdurchgang gleichzeitig die Raumhülle für den erweiterten Andachtsraum. Der Andachtsraum ist das sinnstiftende und geistliche Zentrum der Anlage. Sowohl aus der Gründiagonale als auch in der Perspektive der Neuherbergstraße ist er als prägender, die Basis der anderen Einrichtungen überragender und den Quartiersplatz dominierender Körper erlebbar. An den Andachtsraum schließt das Pfarr- und Jugendheim mit seinem großen Pfarrsaal und den verschiedenen Gruppenräumen an. Links neben dem Hauptdurchgang der dreigruppige Kindergarten mit seinen Spielflächen. Im ersten Obergeschoss ist die Jugendstelle für die Dekanate Feldmoching und Freimann angeordnet. Die Räume orientieren sich auf zwei große Dachterrassen, die einen sicht- und lärmabschirmenden Freibereich für die Jugendlichen bieten. Gegenüber der dreigeschossige Gebäudeteil der Caritas mit Mehrzweckräumen, Büros und Verwaltung. Sämtliche Einrichtungen werden vom Baum (Trompetenbaum) überstandenen, gemeinsamen Hof aus erschlossen.
Prägendes Material der Anlage ist ein besonders hochwertig gebrannter roter Ziegel; ein Torfbrandklinker. Er steht mit seiner Größe und seiner manuell-haptischen Qualität für den menschlichen Maßstab und für zeitüberdauernde Baukultur und erinnert an das Urmaterial Erde. Mit Bedacht wurden besonders unregelmäßige Steine ausgewählt, um der Fassade ein hohes Maß an Lebendigkeit und Plastizität zu geben. Dabei ist der Ziegel so eingesetzt, dass er die Idee eines aus einem Ziegelvolumen geschnittenen Körpers unterstreicht.
An den Außenwänden des Andachtsraums sind 300 Kreuze aus Bronze in die Ziegelfassade eingemauert; die Anordnung in Dreiergruppen symbolisiert die Dreifaltigkeit. Diese aus dem Maßstab der Hand entwickelten Kreuze sind auch in den inneren Räumen des Gebäudes als Raumkreuze zu finden.

Kunstkonzept
Namensgeber der Mutterpfarrei St. Gertrud ist die Heilige Gertrud von Helfta (1256 – 1302). Bekannt als eine der großen Mystikerinnen Deutschlands erlangte sie durch ihre religiösen Schriften und Bibelübersetzungen größte Bedeutung. Die Predigt des Wortes stellte aber auch einen Schwerpunkt des Wirkens der Dominikaner dar, nach denen das kirchliche Stadtteilzentrum benannt ist. Das Thema Schrift als Inhalt und Definition des christlichen Glaubens wird daher zum zentralen Schwerpunkt eines in der Architektur verankerten übergeordneten Kunstkonzepts. Andachtsraum Die Proportion des Andachtsraums ist aus dem goldenen Schnitt entwickelt und zwar sowohl im Grund- als auch im Aufriss. Der Raum wirkt nur auf den ersten Blick rechteckig; eine leichte Drehung der beiden Außenwände aus dem rechten Winkel erzeugt eine Raumdynamik, die zum Ort der persönlichen Andacht, der Maria, führt.
Durch ein großes Oberlicht fällt Tageslicht durch Textauszüge des Glaubensbekenntnisses und füllt den Raum mit Bedeutung. Grund für das Licht ist die Farbe Blau. Die Farbe Blau bildet die innere architektonische Hülle des Andachtsraumes und gibt dem Raum neben der besonderen Farbstimmung des Lichts geistigen Inhalt. Der blaue Raum ist das Zeichen für das Himmlische, das Göttliche und für die Farbe der Maria.
Die von meck architekten im Wettbewerb formulierte Idee eines blauen Raumes wird mit der Arbeit "raumikone 2" der Künstlerin Anna Leonie als Konzeption eines monochromen Wandbildes umgesetzt. Der Künstlerin gelang es dabei, mit der Wand als Bildgrund der Farbe Blau eine besondere Intensität und Leuchtkraft und damit dem Raum eine besondere Stimmung zu verleihen: "Die Transparenz der Malschichten lässt das Trägermaterial in Form der archaischen Tonziegel sichtbar, so dass sich die Malerei wie eine transzendente Himmelssphäre mit der irdischen Raumschale zur sakralen Aussage verdichtet." (Anna Leonie)
Der mit der künstlerischen Umsetzung des großen Oberlichts betrauten Künstler Andreas Horlitz geht mit seiner Arbeit „Credo“ (Konzeption meck architekten) auf das Glaubensbekenntnis ein. Insgesamt auf sechs Glas- und Schriftebenen wird der Text des Glaubensbekenntnisses in lateinischer Sprache und ein Auszug aus einem handschriftlichen Missale des 15. Jahrhunderts überlagert. Im Zusammenspiel der transparenten, bedruckten und verspiegelten Glasflächen mit dem Blau des Raumes entsteht eine intensive und eindrückliche Raumstimmung.
Das Konzept für die Mariendarstellung stammt von Anna Leonie. Sie konzipierte mit ihrem Entwurf „Lichtikone“ eine Mariendarstellung aus durchscheinendem, hinterleuchtetem Alabaster. Sie nimmt damit sowohl Bezug auf die Perspektivenumkehr klassischer Ikonen, als auch auf das Leuchten der Ikone von innen, das „göttliche Licht“. Die Ikone wendet sich dabei, aus der Ebene der Wand gedreht, dem Kreuz zu.
Das aus dem gleichen Material der Ikone, aus Alabaster, geschichtete Kreuz wurde vom Künstler Rudolf Bott entworfen.
Das liturgische Konzept sieht eine sich gegenüberliegende Anordnung von Altar und Ambo vor. Die Mitte der Raumes, dem „Göttlichen“ vorbehalten, bleibt frei. Dieses Konzept bringt in besonderem Maße den „communio-Gedanken“ zum Ausdruck: Mit der Betonung der Mitte wird der Gedanke des Gemeinschaftlichen hervorgehoben.
Der Ort für den Ambo stärkt das "Wort Gottes" und ermöglicht das Auflegen der kirchenjahreszeitlichen Bibeltextstelle. Durch das Öffnen der 5 großen, bronzeverkleideten Tore kann der Andachtsraum nach außen erweitert werden; die dafür vorgesehene Anordnung von Ambo und Kirchenbänken lässt den Andachtsraum zum Chorraum, den überdachten Außenbereich zum Kirchenschiff werden.
Altar, Ambo, Priestersitz und Kirchenbänke wurden meck architekten als reduziert gestaltete Eichenholzmöbel konzipiert.Der Altar folgt dem Motiv des Tisches; er ist aus großen ungestörten Eichenbohlen gefügt. Die Fügung der Stirnseiten ergibt in der Ansicht ein Kreuz (in der Form eines Tau).
Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen „Glaube“ und „Heiliger Geist“ ist aber nicht nur auf den Andachtsraum beschränkt. Sie setzt sich im Zusammenspiel zwischen Kunst und Architektur im Gesamtkomplex des Dominikuszentrums fort; vom Grundsteinspruch "Das Pfingstwunder" bis zur Schriftprägung der Ziegel.
Dabei sind neben Anna Leoni, Andreas Horlitz, Rudolf Bott auch die Künstler Barbara Butz-Glas, Friedhelm Falke, Ekkeland Götze, Hermann Biegelmayr und die Grafikerin Stephanie Krieger zu erwähnen, die ihren Teil zum "großen Ganzen" beigetragen haben.

Wettbewerb: 2003, 1. Preis
Fertigstellung: Juli 2008

Architekten:
meck architekten, Prof. Andreas Meck
Projektleitung:
Wolfgang Amann, Peter Fretschner
Mitarbeit:
Susanne Frank, Johannes Dörle, Alexander Sälzle,
Werner Schad (Ausschreibung),
Wolfgang Kusterer (Bauleitung)

Fotos:
Michael Heinrich, München
Florian Holzherr, München


Mies van der Rohe Award 2009
European Union Prize for Contemporary Architecture, Nominierung

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2009, Würdigung

contractworld.award 2010
Education + Healthcare, 2. Preis

Architektur Preis 2009 des Ziegel Zentrum Süd e. V., Anerkennung

BDA Preis Bayern 2010, Nominierung

BDA-Architekturpreis Große Nike, Nominierung

Fritz-Höger-Preis 2011, 1. Preis Gesamtsieger

iF communication design award 2011 für „es liegt da, als ob es schliefe das dominikuszentrum in münchen“
Hg: Dr. Hans-Jürgen Denne- marck, Baureferent/Dr. Norbert Jocher, Kunstreferent des Erz- bischöflichen Ordinariats München

Designpreis Deutschland 2012
„es liegt da, als ob es schliefe das dominikuszentrum in münchen“, Nominierung

Deutscher Ziegelpreis 2011, Anerkennung in der Kategorie: Bauten mit Klinkervorsatz- schalen


Architektenwettbewerbe in Bayern 2000 - 2005, Ausstellungskatalog, Bayerische Architektenkammer München (Hrsg.), Juni 2006, S. 181

München - St. Gertrud, Wettbewerbsdokumentation des Erzbischöflichen Ordinariats München, 2003, S. 10-13

Süddeutsche Zeitung, 25.07.2008, "Kraftvolle Mitte"

Münchner Merkur, 25.07.2008, "Neues Kirchenzentrum für den Norden"

BauNetz, 29.07.2008, "Die Farbe Blau. Eröffnung in München"

MünchenArchitektur.DE, 28.07.2008, "Meck's neues Kirchenzentrum auf der Panzerwiese"

BR-online, 30.07.2008, "Credo in Blau"

Münchner Kirchenzeitung, 03.08.2008, S. 13, "Die blaue Grotte auf der Nordheide"

Andreas Horlitz, Broschüre zum CREDO-Fenster, 2008

ELLE DECORATION, 7/2008, Dezember/Januar, "Kleine Kirchen", S. 78-80

Süddeutsche Zeitung, 19.11.2008, "Bauherr Kirche"

"Kunst und Kirche heute", Vortrag von Wolfgang Jean Stock, 04.12.2008, Akademie der Schönen Künste, München

bauwelt 45.08, "Kirche als öffenticher Ort", Berlin, S. 16-21

DBZ Deutsche BauZeitschrift, 12/2008, "Dem Zweck die Mittel", S. 20/21

architektur.aktuell, Nr. 345, Wien, Dezember 2008, S. 128-138

db deutsche bauzeitung, 01 2009, S. 69

HÖRMANN PORTAL 15, Januar 2009, S. 12-15

DETAIL, Zeitschrift für Architektur und Baudetail, 11 2006, "Energetische Sanierung", München, S. 1246-1249

Süddeutsche Zeitung, 22.05.2009, "Ein Vulkan mitten im Stadtquartier"

Dokumentation zu den "Architektouren", München, Bayerische Architektenkammer, 2009,
S. 43

"es liegt da, als ob es schliefe: das dominikuszentrum in München", Hrsg. OR Hans-Jürgen Dennemarck / OR Norbert Jocher, Berlin, München 2009

bauwelt 43.09, "Keine Fotos, sondern Raum und Ruhe", Berlin, S. 43

Deutsche Architektur Jahrbuch 2009/10, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt 2009,
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A10 new European architecture, #30 NOV/DEC 2009, Amsterdam, 2009, S. 66

kunst und kirche 04/2009, "Klingende Räume. Zwei neue Kirchenbauten von Andreas Meck in München", Wien, S. 51-53

contractworld magazin, 2/2009, Hannover, 2009, S. 04

costruire in Laterizio, 132, Novembre/Dicembre 2009, S. 13-16

"Mauerwerksbau aktuell 2010, Praxishandbuch für Architekten und Bauingenieure", Hrsg.: Schneider, Sah­ner, Rast, Bauwerkverlag, Berlin, 2010, S. A.10-A.11

Linie 8, Das Magazin der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (Hrsg.), München 08.02.2010, S. 15

"Ausgezeichete Architektur in Bayern, BDA Preis Bayern 2010", Hrsg. BDA Bayern, München 2010, S. 70-71

"Bilder des Glaubens // Heute", Zeitgenössische Kirchenräume und Bildwerke im Erzbistum München und Freising, Hrsg. Hans-Jürgen Dennemarck / Norbert Jocher / Armin Wouters, München 2010

AIT, 3-2010, "contractworld 2010", Leinfelden-Echterdingen, S. 28-29

Deutsches Architektenblatt, 05/10, "Architektur unter der Lupe 2010: Ortstermin im Dominikuszentrum", Düsseldorf 2010, S. 20

"Von der Panzerwiese zum Ort der Begegnung", in: Erzdiözese München und Freising, 01/2010, S. 3

AD Architectural Digest, Dezember / Januar 2011, "Klinker für Immer", S. 123

"Planlayout", in: Schneider, Klaus-Jürgen (Hrsg.), Bautabellen für Architekten mit Entwurfshinweisen und Beispielen, Köln 2010, S. 14.75.-14.80

OCTOGON, Architecture & Design 10/2010, Budapest 2010, S. 38-39